Ein Gastangler des Angelsportvereins Crailsheim traute seinen Augen kaum: In der Jagst hing plötzlich ein tropischer Fisch an der Angel. Mit seinen markanten Zähnen und seiner piranhaähnlichen Gestalt löste der Fund zunächst Alarm aus – die Angst vor einem gefährlichen Räuber machte schnell die Runde. Erst bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus: Es handelte sich nicht um einen Piranha, sondern um einen Schwarzen Pacu, das Presseecho war natürlich groß. Diese südamerikanische Fischart ist eng mit den Piranhas verwandt und aufgrund ihres Aussehens leicht mit ihnen zu verwechseln. Pacus können je nach Art über einen halben Meter groß und mehrere Kilogramm schwer werden – für heimische Gewässer völlig ungeeignet.
Warum solche Funde problematisch sind
So spektakulär der Fund wirken mag, so problematisch ist er für die Natur. Exotische Fische wie der Pacu gehören nicht in unsere heimischen Flüsse und Seen. Werden sie dort ausgesetzt, können sie das ökologische Gleichgewicht empfindlich stören. Häufig finden sie keine passenden Lebensbedingungen und sterben qualvoll. Manche Arten können zudem Krankheiten einschleppen oder heimische Fische verdrängen. Hinzu kommt, dass ihr plötzliches Auftreten regelmäßig für negative Schlagzeilen sorgt. Solche Meldungen schaden dem Ansehen der Aquaristik und erschweren die Bemühungen vieler Vereine und engagierter Tierhalterinnen und Tierhalter, die ihr Hobby sachkundig, verantwortungsvoll und mit viel Liebe betreiben. Nicht selten liegt der Ursprung solcher Fälle in einer Fehleinschätzung: Viele Arten werden im Zoofachhandel als Jungtiere verkauft und wirken klein und unscheinbar. Dass ein Pacu im Laufe der Zeit zu einem riesigen Fisch heranwächst, bedenken manche Halter nicht. Irgendwann fehlt dann Platz, Erfahrung oder geeignete Ausstattung – und im schlimmsten Fall landet der Fisch in Flüssen, Seen oder Kanälen.
VDA mahnt: Niemals Tiere aussetzen!
Der Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA) weist deshalb eindringlich darauf hin, dass das Aussetzen von Tieren niemals eine Lösung ist. Es ist nicht nur nach dem Tierschutzgesetz verboten, sondern auch gefährlich für Tiere und Umwelt. VDA-Präsident Jens Crueger betont: „Wer sich ein Tier anschafft, übernimmt Verantwortung – und diese endet nicht, wenn es unbequem wird. Niemand darf ein Tier einfach in die Freiheit entlassen. Wer mit der Haltung überfordert ist, findet in unseren Vereinen und bei seriösen Ansprechpartnern immer Unterstützung. Nur so schützen wir Tiere, Umwelt und unser Hobby.“
Verantwortung übernehmen
Aquaristik lebt vom verantwortungsvollen Umgang mit Tieren. Wer sich einen exotischen Fisch anschafft, sollte im Vorfeld gründlich überlegen, welche Größe das Tier erreichen kann und ob die Haltungsbedingungen über Jahre hinweg gesichert sind. Der Pacu-Fund in der Jagst sollte uns allen eine Mahnung sein: Nur ein sachkundiger, verantwortungsvoller Umgang mit unseren Pfleglingen schützt sowohl die Tiere als auch die Natur – und bewahrt unser schönes Hobby vor falschen Schlagzeilen.
Steckbrief Schwarzer Pacu
Wissenschaftlicher Name: Colossoma macropomum
Herkunft: Amazonasgebiet in Südamerika
Verwandtschaft: Gehört zur Familie der Sägesalmler, eng verwandt mit den Piranhas
Größe: In Aquarien meist 30–50 cm, in der Natur bis über 70 cm
Gewicht: Mehrere Kilogramm möglich
Ernährung: Überwiegend Pflanzenfresser, frisst Früchte, Nüsse und pflanzliches Material, gelegentlich auch tierische Kost
Besonderheiten: Menschenähnliche Zähne, durch die er oft mit Piranhas verwechselt wird; gilt im Volksmund als „Hodenbeißer“ – ein übertriebenes, aber hartnäckiges Gerücht
Text: Kamil Szepanski
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