Interview mit Oliver Witte: Quo vadis Sachkundeschulungen

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Lieber Oliver, magst Du Dich kurz vorstellen?

Mein Name ist Oliver Witte, ich betreibe seit über drei Jahrzehnten Terraristik, mein Interessenschwerpunkt ist der Bereich „Terraristik und Recht“. Zu diesem Thema halte ich regelmäßig Vorträge und schreibe Fachartikel. Für die DGHT bin ich als Vize-Präsident Terraristik tätig.

Was ist Dein Bezug zum VDA?

Seit 2018 bin ich Geschäftsführer der VDA-DGHT Sachkunde GbR. Hier bin ich für den Bereich Terraristik sowie allgemeine Verwaltung zuständig. Außerdem fungiere ich als Qualitätsmanagement-Beauftragter und Sachkundeprüfer. Mitglied im VDA bin ich selbstverständlich auch.

Wie kann man sich Deine Arbeit als Qualitätsmanagement-Beauftragter und Sachkundeprüfer vorstellen?

Meine Arbeit konzentriert sich im Wesentlichen auf Verwaltung und die Erstellung von Konzepten. Bedingt dadurch, dass die Aufgaben der VDA-DGHT Sachkunde GbR in Prozesse umgewandelt wurden, ist es meine Aufgabe, die Einhaltung dieser Prozesse zu überwachen und gegebenenfalls Korrekturmaßnahmen zu ergreifen, wenn es zu Abweichungen kommt. Zu den Prozessen, die z. B. der Qualitätskontrolle unterliegen, gehören die Organisation von Schulungen, die Schulungen selber, aber auch die Ausbildung der Sachkundeprüferinnen und Sachkundeprüfer. Hier gilt es in Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen einheitliche Schulungsunterlagen zu erstellen, ein sogenanntes gesteuertes Formularwesen zu entwickeln, die Buchführung oder auch die Erstellung von Zertifikaten. Alle diese Tätigkeiten sind als Prozesse zu definieren und verlaufen nach festgelegten Regularien, die auch extern durch Auditoren überprüft werden. Dies sichert eine gleichbleibende oder im Idealfall besser werdende Qualität unserer Angebote.

Seit 2022 sind die VDA-DGHT-Sachkundeschulungen auch ISO-zertifiziert. Auf wessen Initiative kam es dazu und wie genau lief die Zertifizierung ab?

Ich versuche das mal kurz darzustellen: Der Wunsch zu einer solchen Zertifizierung kam initial von Markus Monzel und Jens Crueger. Zunächst musste ich erst einmal die Abläufe der Schulungen sowie die anderen zuvor genannten Aufgaben der VDA-DGHT Sachkunde GbR analysieren, diese dann in Standardprozesse umwandeln und dass Ganze schriftlich zusammenfassen. Hieraus ist dann nach gut vier Monaten Arbeit ein knapp 100 Seiten umfassendes QM-Handbuch entstanden. Dieses wurde dann bei einer akkreditierten Zertifizierungsstelle zusammen mit einem entsprechenden Antrag eingereicht. Daraufhin folgte ein Audit mit einem Auditor. Das Ergebnis war dann die Zertifizierung der VDA-DGHT Sachkunde GbR in den Bereichen „Ausbildungen und Schulungen für Tierhalter im Bereich Aquaristik und Terraristik“ nach DIN EN ISO 9001:2015.

Welche konkreten Vorteile haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der VDA-DGHT Sachkundeschulungen durch die ISO-Zertifizierung?

Aquarianer und Terrarianer, die erfolgreich eine Schulung der VDA-DGHT Sachkunde GbR absolvieren, können davon profitieren, dass diese Schulung, insbesondere die sogenannten §11-Schulungen (also jene, die für gewerbsmäßige Bereiche notwendig sind) in der Regel bundesweit von Behörden akzeptiert werden. Auch die Behörden und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), wo auch der Tierschutz angesiedelt ist, sowie andere staatliche Einrichtungen haben sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass wir hochwertige Schulungen anbieten, die qualitätszertifiziert sind – also der externen Kontrolle unterliegen. Solche Zertifizierungen werden in vielen Bereichen und Branchen inzwischen als „Muss“ seitens staatlicher Einrichtungen verlangt, beispielsweise wenn es um die Vergabe von Aufträgen geht. Die VDA-DGHT Sachkunde GbR ist derzeit der einzige Anbieter im Bereich der Tierhalterschulungen, der eine solche Zertifizierung nachweisen kann und ich denke, wir setzen damit Standards.

Und was für Neuerungen gab es 2023 bei Euch?

War bislang nur der Bereich Ausbildungen für Tierhalter im Bereich Aquaristik / Terraristik zertifiziert, so wurde nunmehr beim ersten Überwachungsaudit (diese Überwachungsaudits finden jährlich statt) auch die Ausbildung / Schulung von Sachkundeprüfern mit in dies Zertifizierung aufgenommen. Auch in diesem Bereich hat sich viel getan und nun unterliegt eben auch dieser Bereich der externen Kontrolle. Das schafft auch bei Behörden Vertrauen, die beispielsweise Tierhalter zu einer Teilnahme an einer Sachkundeschulung verpflichten, da sie sich darauf verlassen können, dass unsere Prüferinnen und Prüfer sorgfältig ausgebildet wurden.

Abschlussfrage: Warum sollten VDA-Mitglieder sich jetzt dazu entscheiden, bei Euch in eine Sachkundeschulung zu machen?

Tierschutzverbände, Tierrechtsorganisationen und auch die Politik fordern immer häufiger die Einführung sogenannter Positivlisten, da sie – meist aus Unkenntnis der Materie – insbesondere die Haltung sogenannter „Exoten“ als schwierig oder gar nicht machbar ansehen. Auch wird häufig argumentiert, Halter exotischer Tiere (hierzu zählt natürlich auch die überwiegende Anzahl unserer Zierfische) besitzen nicht das notwendige Wissen, um solche Tiere zu pflegen. Der Sachkundenachweis ist eins der stärksten Argumente gegenüber diesen Organisationen und der Politik. Inzwischen haben wir auch die Erfahrung gemacht, dass insbesondere, wenn es um Arterhaltungsprojekte geht, der Nachweis der Sachkunde geradezu unabdingbar ist. Da wir die Anzahl der erfolgreichen Absolventen solcher Sachkundeschulungen registrieren und auswerten, können wir derartigen Aussagen natürlich beweiskräftig entgegentreten und auch nach außen kommunizieren, dass Halter exotischer Tiere eben durchaus sehr sachkundig sind und diese Sachkunde auch nachweisen können. Und je mehr Halter, egal ob Aquarianer oder Terrarianer, eine Schulung absolviert haben, umso besser ist es für uns, derartige Aussagen entgegenzutreten.

Textautor:
Nicolas von Lettow-Vorbeck M.A. 
VDA-Referatsleiter Medien
Pressekontakt:
Telefon: +49 157 88691949 
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