Warum ist schriftliche Kommunikation so oft ein Minenfeld – auch in Aquarien- und Terrarienvereinen?

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Ob per E-Mail, WhatsApp-Gruppe oder über Facebook und Konsorten: Auch in unseren rund 250 VDA-Vereinen hat die digitale Kommunikation längst Einzug gehalten. Informationen werden schnell geteilt, Fragen zügig geklärt – jedenfalls in der Theorie. In der Praxis erleben viele Vereinsmitglieder immer wieder, dass schriftliche Nachrichten falsch verstanden werden, Diskussionen eskalieren oder gar Vereinsfreundschaften ernstlich auf der Kippe stehen. Aber woran liegt das?

Warum klappt das Persönliche meist besser?

Wir Menschen sind darauf programmiert, im direkten Miteinander zu kommunizieren. Wenn man sich beim Vereinsabend gegenübersitzt, gemeinsam Aquarien oder Terrarien im Vereinsraum säubert oder zusammen eine Börse vorbereitet, funktioniert der Austausch viel intuitiver. Die Körpersprache, der Tonfall, ein Lächeln oder ein Stirnrunzeln – all das sind Hinweise, wie etwas gemeint ist. Wir spüren, ob jemand gerade gestresst ist, einen Witz macht oder eine Kritik freundlich gemeint ist. All das fehlt elematar, wenn wir nur auf dem Bildschirm lesen, was jemand schreibt.

Was geht in der schriftlichen Kommunikation oft verloren?

Ein Beispiel aus dem Alltag vieler Vereine: In der WhatsApp-Gruppe schreibt jemand: „Kann bitte mal jemand die Aquarien im Vereinsheim machen? Ich mach das nicht mehr alleine.“ Das kann so viele Bedeutungen haben – sachlich, genervt, sarkastisch oder resigniert. Ohne Tonfall oder Gesichtsausdruck ist der Satz schwer einzuordnen, selbst mit Emoji. Einige lesen daraus Vorwürfe, andere fühlen sich angegriffen, wieder andere denken: „Der Ton gefällt mir nicht.“ Das sorgt für Unmut – obwohl die eigentliche Botschaft vielleicht nur war: „Ich brauche ein wenig Hilfe, mir wird’s zu viel.“ Noch ein Beispiel: „Der Thomas hat wieder vergessen, das Licht auszuschalten.“ Je nachdem, wie man Thomas gegenübersteht, kann das ein neckischer Hinweis sein oder eine verletzende Kritik. Im Gespräch hätte man das vielleicht mit einem netten Lächeln gesagt – schriftlich bleibt der Kontext auf der Strecke.

Warum ist das gerade für Vereine ein Problem?

Vereine leben von Nähe, Vertrauen und einem guten Miteinander. In Aquarien- und Terrarienvereinen engagieren sich Mitglieder oft über Jahre, manchmal Jahrzehnte. Sie bringen Fachwissen ein, geben Tipps zur Zucht oder helfen beim Aufbau einer Börse. Dieses Engagement basiert nicht nur auf Interesse an Tieren – sondern auch auf gegenseitiger Wertschätzung, Menschlichkeit, Freundschaft. Wenn diese persönliche Bindung durch rein digitale Kommunikation geschwächt wird, verliert der Verein an Zusammenhalt. Wer sich ungerecht behandelt fühlt oder dauernd Missverständnisse erlebt, zieht sich zurück. Dabei gäbe es dafür oft gar keinen Grund – außer der Art, wie kommuniziert wurde.

Was können wir konkret dagegen tun?

Digitale Kommunikation ist nicht per se schlecht – sie ist praktisch und spart Zeit. Aber sie darf das persönliche Miteinander nicht ersetzen. Deshalb ist es im Vereinsleben so wichtig, regelmäßige Treffen zu pflegen: Vereinsabende, gemeinsame Ausflüge, kleine Arbeitseinsätze oder einfach ein gemeinsamer Kaffee nach dem Beckenputz. Auch bei kleineren Themen kann ein kurzer Anruf Wunder wirken. Anstatt zehn Nachrichten in der Gruppe zu schreiben, hilft oft ein Telefonat von fünf Minuten – zum Beispiel wenn es um Schichtpläne für eine Börse geht oder wer den Futterdienst übernimmt. Auch persönliche Gespräche am Rand einer Veranstaltung oder in der Pause bei der Börse helfen, mögliche Spannungen abzubauen.

Was zeigt uns das über uns als Menschen – und als Vereinsgemeinschaft?

So digital unser Alltag geworden ist – wir Menschen bleiben soziale Wesen. Wir brauchen Nähe, Zugehörigkeit, Verständnis. Das gilt nicht nur in der Familie oder im Freundeskreis, sondern auch im Verein. Denn unsere Motivation, sich im VDA zu engagieren, entsteht oft aus genau diesen zwischenmenschlichen Erlebnissen: dem Austausch mit Gleichgesinnten, dem Lachen über eine gemeinsam gemeisterte Panne beim Beckenaufbau, dem Schulterklopfen nach einem gelungenen Vortrag. Digitale Technik kann viel – aber sie kann kein echtes Miteinander ersetzen. Gerade in Aquarien- und Terrarienvereinen, wo Mitglieder mit unterschiedlichstem Hintergrund, Alter und Erfahrungsschatz zusammenkommen, ist persönliche Kommunikation der Schlüssel zu langfristigem Zusammenhalt.

Fazit

Kommunikation ist mehr als Worte – sie ist Beziehungspflege Es lohnt sich, sich bewusst Zeit füreinander zu nehmen, miteinander zu sprechen – nicht nur zu schreiben. Denn nur wer sich kennt, kann einander richtig verstehen. Und nur so entsteht aus einem Verein eine echte Gemeinschaft.

Textautor:
Nicolas von Lettow-Vorbeck M.A. 
VDA-Referatsleiter Medien
Pressekontakt:
Telefon: +49 157 88691949 
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