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VDA-Standpunkt 2-2014: Zur Gefährdung der südamerikanischen Fischfauna.

Lesezeit: 4 Minuten

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Im Internationalen Zoo-Jahrbuch des Jahres 2013 beschäftigt sich der Wissenschaftler, Systematiker und Kenner der südamerikanischer Fischfauna, Professor Roberto Esser dos Reis von der Universität Rio Grande do Sul in Brasilien mit der Gefährdung der Südamerikanischen Fischfauna (Reis 2013). Professor Reis ist Mitglied der weltweiten „Freshwater Fish Specialist Group“ sowie der „Species Survival Commission“. Die „International Union for Conservation of Nature“ (IUCN), das größte Global arbeitende Natur- und Artenschutznetzwerk, berät er in biologischen Fragen beim Schutz gefährdeter Fischarten.

Prof. Reis geht in seinem Artikel auf die Gefährdung der nach neueren Schätzungen 6000 bis 8000 Arten an Süßwasserfischen ein. Diese Fischarten leben in den unterschiedlichsten Habitaten und Gewässertypen vom Weißwasser bis zum saueren Schwarzwasser.

Er zählt in seinem Artikel die Einflüsse auf, die die Süßwasserfauna am stärksten gefährden. Es sind dies an erster Stelle die Veränderung des Lebensraums durch Abholzung der Urwälder und den Bau von großen Staudämmen, die Fließgewässer in stehende Gewässer verwandeln, dadurch spezialisierte Arten auslöschen und wandernden Fischarten den Zug in die Laichgebiete verwehren.

Die Suche nach Edelmetallen, hier vor allem Gold, zerstört die Ufer, verändert die Ökosysteme durch Trübung und Sedimentablagerung und fügt dem Wasser zudem Schwermetalle wie Quecksilber zu. Auch gebietsfremde und invasive Fischarten, wie Forellen und Karpfen, meistens in den kühleren Gegenden eingesetzt, sowie große, für die Bevölkerung als Nahrungsmittel interessante Fischarten, wie Tucunaré (Cichla spp.) oder Tambaqui (Colossoma spp.), die unkontrolliert zwischen den großen Flusssystemen hin und her transportiert werden, sorgen für eine dramatische Veränderung der Fischfauna.

Wie kann nun die Fischfauna geschützt werden? Interessanterweise nennt Reis hier an erster Stelle keine Verbote, sondern das Projekt Piaba, ein Projekt, welches es, wie andere ähnliche Projekte in den Tropen, der Landbevölkerung ermöglicht, im kleinen Stil eine nachhaltige Nutzung des Regenwaldes, also auch die Fischerei von Aquarienfischen in ländlichen Regionen zu betreiben.

Dies geschieht in der Gewissheit, dass die nachhaltige Nutzung der Flüsse und tropischen Regenwälder der Bevölkerung ein Auskommen garantieren.

Zitat

“Perhaps the most important and successful conservation project is the Piaba Project, created in 1989 in the Negro River north of Manaus, Brazil, by Labbish Chao. This is a community-based, sustainable ornamental-fisheries project founded on the perception that people living from harvesting ornamental fishes need to preserve the forest. The project’s slogan ‘Buy a fish and save a tree’ describes this intent very well.”

Eine weitere Möglichkeit des Schutzes ist, so Reis, die Erstellung einer Roten Liste gefährdeter Fischarten in enger Kooperation mit der IUCN und dem brasilianischen Umweltministerium. Solche Projekte sind bereits in den Gewässern der Mata Atlantica, des stark gefährdeten atlantischen Küstenregenwaldes, begonnen worden. Weitere sollen folgen. Nicht zuletzt sollten Ausbildung und Wissensstand von biologisch und systematisch arbeitenden Nachwuchswissenschaftlern verbessert werden, ein Wunsch, der nicht nur für Brasilen gilt!

Der VDA hat bereits vor einigen Jahren Versuche unternommen, in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen die nachhaltige Nutzung von wild importierten Aquarienfischen zu fördern. An einem Projekt in Kolumbien ist der VDA maßgeblich beteiligt.

In den letzten Jahren nimmt der Anteile der Wildfänge am Import von Aquarienfischen aus Südamerika ständig ab. Im Hinblick auf die oben geschilderte Gefährdung der natürlichen Lebensräume und das von verschiedenen Seiten geforderte grundsätzliche Verbot von Wildtierimporten sieht der VDA der Zukunft der Südamerikanischen Fischfauna mit Sorge entgegen.


Der VDA fordert deshalb die Politischen Parteien auf, Ihre Forderungen nach einem totalen Wildtierimportverbot zu überdenken!

Referat NAT, Werner Witopil, Dr. Stefan K. Hetz

Literatur:

Reis, R. E. (2013). Conserving the freshwater fishes of South America. International Zoo Yearbook 47: 65-70.

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