Am diesjährigen Vatertag zog es mich nicht auf die klassische Bierwanderung mit Bollerwagen und Blaskapelle, sondern in eine andere Richtung: nach Französisch Buchholz im Berliner Bezirk Pankow. Dorthin hatte mich eine sehr liebe Freundin eingeladen, ihren Hundesportverein kennenzulernen. Ich wusste ehrlich gesagt nicht genau, was mich erwartet. Hunde, klar. Sport, auch. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass dieser Besuch meinen Blick auf Vereinsleben im Allgemeinen noch einmal neu schärfen würde.
Zwei Beine, vier Pfoten – und viel Bewegung
Hundesport, das lernte ich schnell, ist nichts für Bequeme. Es geht um Präzision, Ausdauer, Training – für Mensch und Tier. Es wird gerannt, gewunken, gelobt, korrigiert, noch mal gerannt. Es gibt Regeln und Rituale, es wird geschwitzt und gejubelt. Und mittendrin ich: Mit Neugierblick und einem ungewohnten Muskelkater im Rücken. Aber das war nur ein Teil des Tages. Der spannendere kam danach.
Feuer, Gulasch und ein Gefühl von Zuhause
Nach dem Training – die Hunde dösten bereits in ihren Boxen – wurde das Lagerfeuer angezündet. Es gab selbst gemachten Kesselgulasch, kühles Bier und einen Hauch Sommerabend-Magie. Ich kannte natürlich niemanden, doch es fühlte sich nicht so an. Da saßen Menschen unterschiedlichen Alters, mit verschiedenem Hintergrund, verschiedenem Beruf, vermutlich auch unterschiedlicher politischer Überzeugung. Und trotzdem: Es war Gemeinschaft spürbar. Nicht aufgesetzt, sondern echt. Ich kam mir nicht wie ein Gast vor, sondern wie ein Teil dieser Runde. Und da fiel mir etwas auf.
Die geheime Superkraft der Vereine
Dieses Gefühl kenne ich doch: Aus unseren VDA-Aquarien- und -Terrarienvereinen. Aus Tagungen, Börsen, Vereinsabenden, Versammlungen, Ausstellungen. Dieses besondere „Wir-Gefühl“, das entsteht, wenn Menschen mit völlig unterschiedlichen Lebensentwürfen durch ein gemeinsames Interesse verbunden sind. Genau das ist die geheime Superkraft der Vereine: Sie bringen Menschen zusammen – nicht trotz, sondern wegen ihrer Verschiedenheit. Und das ist heute alles andere als selbstverständlich. In einer Welt, in der Individualisierung, Soziale Medien und Algorithmen uns immer häufiger in kleine Filterblasen stecken, braucht es Orte, an denen Begegnung noch echt ist. Wo man sich auf Augenhöhe begegnet, auch wenn man nicht einer Meinung ist. Wo Gemeinschaft nicht nur ein Wort, sondern ein Erlebnis ist. Auch im Hundesportverein kämpft man mit den immer gleichen Herausforderungen, die wir nur zu gut kennen: Nachwuchsmangel, Überalterung, viel Arbeit auf wenigen Schultern, wenig Zeit bei den Jüngeren. Trotzdem wird gemacht, geplant, organisiert. Warum? Weil es für alle mehr ist als ein Hobby. Es ist Teil der Identität. Und so unterschiedlich unsere Themen auch sind – Aquaristik, Terraristik, Hundesport, Modellbau, Schützenwesen, Imkerei oder Tierschutz – so gleich sind die Werte, die wir leben. Verlässlichkeit. Gemeinsinn. Ehrenamt. Leidenschaft.
Mehr Miteinander, weniger Nebeneinander
Vielleicht sollten wir in Zukunft öfter den Blick über den Tellerrand wagen. Nicht nur, um voneinander zu lernen – sondern um uns gegenseitig zu stärken. Wir sitzen alle im selben Boot. Oder, um im Bild zu bleiben: Wir füttern alle unsere Becken, bauen unsere Trainingsplätze, pflegen unsere Vereinsheime – und freuen uns, wenn jemand sagt: „Toll, was Ihr da macht.“ Denn das tun wir. Wir machen etwas. Für uns. Für andere. Für die Gesellschaft. Also: Warum nicht mal gemeinsam? Warum nicht mal eine übergreifende Vereinsbörse? Oder ein Sommerfest mit Nachbarvereinen?
Vereinsleben ist Lebensfreude
An diesem Abend in Französisch Buchholz, mit Gulasch und Geschichten, wurde mir wieder einmal klar, wie viel Kraft in allen Vereinen steckt – und wie wichtig es ist, diese Kraft zu nutzen. Nicht jeder muss alles können. Nicht jeder muss alles mögen. Aber wenn wir uns gegenseitig wertschätzen, unterstützen und gemeinsam lachen können, dann ist das schon mehr als viele in unserer Gesellschaft erleben dürfen. Egal, ob mit Hund, mit Wels oder mit Wasserdrachen: Wir sind Teil einer wunderbaren Bewegung. Und diese Bewegung lebt vom Mitmachen, vom Herzblut – und von Menschen, die wie Du und ich sagen: Ich bin dabei.