Am vergangenen Montagabend entdeckten Mitarbeiter des Grünflächenamtes einen rund vier Meter langen mutmaßlichen Tigerpython unter einem Baum im Volkspark Hasenheide. Ein Passant hatte die Mitarbeiter des Amtes auf das Tier aufmerksam gemacht. Die Hasenheide ist ein rund 50 Hektar großer Park im Berliner Ortsteil Neukölln an der Grenze zu Kreuzberg, der Name des Parks geht auf die Nutzung des Geländes als Hasengehege ab 1678 zurück.
Kein Tigerpython vermisst
Eine Untersuchung durch die Amtstierärztin des Bezirks und eine Obduktion im Landeslabor Berlin-Brandenburg ergaben, dass das Tier deutlich abgemagert war. Weitere Untersuchungsergebnisse werden frühestens Anfang nächster Woche erwartet. Auf der Plattform X veröffentlichte die Behörde ein Foto der toten Schlange und schrieb dazu: „Wir sind ja einiges gewohnt im Bezirk, aber das hatten wir auch noch nicht.“ Ob das Tier noch lebte, als es in der Park gelangte, ist zur Zeit unklar. „Sofern das Tier zum Zeitpunkt der Ablage noch gelebt haben sollte, wäre es angesichts der Witterungsverhältnisse kaum aktiv bzw. bewegungsfähig gewesen“, schreibt der Bezirk. Eine genehmigte Haltung einer solchen Tierart im Bezirk Neukölln sei nicht bekannt.
Steilvorlage für Kritiker der Heimtierhaltung
Erwartungsgemäß sorgte die kuriose und unterhaltsame Meldung für ein großes Medienecho, nahezu alle deutschsprachigen Online-Portale berichteten über den Fund in der Hasenheide. Im Windschatten der medialen Python-Welle brachten sich – wie schon bei der angeblichen Löwensichtung in Berlin im letztem Sommer – eine Vielzahl von Kritikern der privaten Tierhaltung in Stellung. So äußerte sich der Berliner Tierschutzverein mit den Worten: „Der aktuelle Fall zeigt einmal mehr, dass die Privathaltung von Schlangen, Echsen, Schildkröten und sogar Affen ein ernst zu nehmendes Problem ist.“ ZEIT ONLINE, tagesschau.de, rbb24.de und viele andere veröffentlichten diese Aussage. Auch Peta nutze die Gunst der Stunde und setzte am Mittwoch medienwirksam eine Belohnung von 1.000 Euro für Hinweise aus, die zur rechtskräftigen Verurteilung des Täters oder der Täter führen.
Nein zum Populismus
VDA-Präsident Jens Crueger plädiert dafür, Ruhe zu bewahren und sich nicht von kurzfristigen Emotionen oder aufgeregten Vorurteilen leiten zu lassen. Er sagt zu dem Fund in der Hasenheide: „Wir haben hier in Deutschland sehr gute Gesetze, die die Haltung von Tieren, auch von gefährlichen, regeln. Dass es immer mal wieder zu Fällen kommt, bei denen gegen diese Gesetze und Verordnungen verstoßen wurde, ist kein Grund, in Populismus zu verfallen und nach neuen, vermeintlich härteren rechtlichen Regelungen zu schreien.“