VDA-Mitglieder wissen es schon lange: Aquarien bieten Menschen faszinierende Einblicke in die Unterwasserwelt. Doch was, wenn nicht nur die Besucher die Fische bestaunen, sondern die Fische selbst auf die Anwesenheit von Menschen angewiesen sind? Ein ungewöhnlicher Fall aus Japan machte Ende Januar Schlagzeilen und zeigt, dass manche Fische mehr brauchen als nur Wasser, Futter und eine passende Umgebung – sie brauchen unsere Gesellschaft.
Der leidende Mondfisch
Im Aquarium von Shimonoseki gehört ein Mondfisch zu den Publikumslieblingen. Doch eines Tages bemerkten die Pfleger, dass das Tier zunehmend apathisch wurde. Er fraß kaum noch, verlor an Gewicht und rieb sich sogar an der Beckenwand. Was zunächst wie eine Krankheit wirkte, stellte sich als ein ganz anderes Problem heraus: Der Mondfisch vermisste die Besucher.
Die rettende Idee
Während Renovierungsarbeiten blieb das Aquarium für längere Zeit geschlossen. Der sonst an die täglichen Besucher gewohnte Mondfisch musste plötzlich ohne die gewohnte Geräuschkulisse und die neugierigen Gesichter auskommen. Ein Mitarbeiter vermutete, dass genau das der Grund für seinen Zustand war. Die Lösung war so einfach wie genial: Man klebte Porträtfotos von Menschen an die Glaswand des Beckens und platzierte Kleidungsstücke in Sichtweite des Fisches. Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten: Schon am nächsten Tag zeigte sich eine deutliche Besserung. Der Mondfisch fraß wieder, wirkte aktiver und schien insgesamt zufriedener zu sein.
Die Verbindung zwischen Mensch und Fisch
Der Fall aus Japan wirft eine spannende Frage auf: Wie wichtig ist die Interaktion zwischen Mensch und Fisch? Während viele Tiere im Zoo oder in der Heimtierhaltung bekannt dafür sind, auf soziale Kontakte mit Menschen zu reagieren, denkt man bei Fischen oft, dass sie sich ausschließlich an ihre Umgebung anpassen. Doch dieser Mondfisch beweist das Gegenteil. Auch in der heimischen Aquaristik gibt es Hinweise darauf, dass Fische ihre Halter erkennen können. Einige Arten reagieren auf Bewegungen außerhalb des Beckens, schwimmen gezielt auf Menschen zu oder verändern ihr Verhalten, wenn sich jemand dem Aquarium nähert.
Mehr als nur Dekoration
Aquarien werden von Laien oft primär als dekorative Elemente betrachtet – eine schöne Ergänzung für das Wohnzimmer oder eine entspannende Atmosphäre im Büro. Doch die Geschichte aus Shimonoseki zeigt, dass es sich nicht nur um geschlossene Ökosysteme handelt, sondern um lebendige Welten, in denen auch die Fische ihre Umwelt wahrnehmen und mit ihr interagieren.
Foto: Per-Ola Norman, Sunfish2, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons