Interview mit Dr. Xaver Wapelhorst zum Welt-Schildkrötentag

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Dr. Xaver Wapelhorst ist Tierarzt und beschäftigt sich seit seiner Kindheit mit der Terraristik, insbesondere Schildkröten haben es ihm angetan. Doch auch Echsen und Schlangen gehören zu seinen Pfleglingen. Er ist Mitglied Arbeitsgemeinschaft Schildkröten und der Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienkrankheiten der DGHT (Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V).

Er betreibt die Internetseite zierschildkroete.de und hat unter anderem die Bücher „Wasserschildkröten-Fibel: Beliebte Arten und ihre Pflege“ (Dähne-Verlag 2017) und „Schmuckschildkröten: halten & pflegen, beobachten & verstehen“ (Franckh Kosmos Verlag 2011) geschrieben.

Anlässlich des Welt-Schildkrötentags gab uns Xaver ein Interview.

Xaver, du beschäftigst seit vielen Jahren mit Schildkröten. Was ist deiner Meinung nach das Wichtigste, was ein Neuling bei der Anschaffung einer Schildkröte beachten muss?

Vor der Anschaffung sollte man sich zuerst über die verschiedenen Arten informieren, wie groß sie werden, was sie fressen und was sie für Lebensansprüche haben. Schmuckschildkröten werden zum Beispiel 30 bis 40 cm groß und fressen pflanzliche Nahrung, die ihnen in Form von Salat oder Wildkräutern täglich frisch angeboten werden muss. Die Jungtiere, die überall günstig angeboten werden, sind noch klein. Ein ausgewachsenes Tier braucht später aber mindestens ein 2-Meter-Aquarium oder besser einen beheizbaren Teich. Moschusschildkröten erreichen dagegen nur eine Länge von etwa 10 cm und können problemlos in einem 80 cm-Aquarium dauerhaft gehalten werden. Sie fressen vor allem tierische Nahrung wie Wasserschnecken, Wasserinsekten und Würmer. Ein Gehege für Griechische Landschildkröten, Breitrandschildkröte oder Maurische Landschildkröten muss mindestens 20 Quadratmeter groß sein. In einem Freilandgehege mit Wildkräutern wie Klee, Löwenzahn, Malve, Brennnessel und Wegerich ernähren sich die Tiere darin allein und müssen dann manchmal nicht einmal zugefüttert werden.

Vor der Anschaffung sollte man sich also über den Platzbedarf und den Pflegeaufwand informieren. Gibt es mehr zu beachten?

Für Tiere, die im Haus gehalten werden, ist eine Beleuchtung mit einer Speziallampe unverzichtbar, die UVA und UVB-Strahlung abgibt. Die Anschaffung und der Betrieb einer geeigneten Halogen-Metalldampf ist mit höheren Kosten verbunden, als die Beleuchtung eines normalen Fischaquariums.

Außerdem müssen Arten aus gemäßigten Klimaten eine Winterruhe machen, so dass auch ein geeignetes Winterquartier vorhanden sein muss.

Wie können Schildkröten überwintert werden?

Leben die Landschildkröten im Freiland reagieren sie auf die natürlichen Veränderungen der Tageslänge und die kälteren Temperaturen im Herbst und suchen sich ein Winterquartier. Dazu kann man ihnen einen Frühbeetkasten mit Laub und Stroh anbieten, in dem sich die Tiere eingraben können. Sind sie dann in Ruhe und haben ihren Stoffwechsel auf ein Minimum reduziert, können sie ins Haus geholt und in einem Kühlschrank oder zum Beispiel auch im Lichtschacht eines Kellerfensters überwintert werden.

Und wie funktioniert das bei den Schildkröten im Haus? Hier werden die Tage nicht kürzer und es wird auch nicht wirklich kälter.

Ich passe meine Beleuchtungsdauer bei den Schildkröten jeden Monat an. Im Frühjahr wird die Beleuchtung immer etwas länger und zum Herbst hin wieder kürzer. Im Herbst wird außerdem die Temperatur der Wasserheizung heruntergeregelt. In einem unbeheizten Raum sinkt die Wassertemperatur dann auf etwa 17 bis 20 °C ab. Dann werden die Tiere in einer Schale mit Aquarienwasser und Eichenlaub gesetzt und in einen Kühlschrank deponiert. Ist das Gerät auf die niedrigste Stufe eingestellt, kühlt es die Tiere langsam auf 12-15 °C herunter. Je nach Art gehen dann schon in Ruhe oder man kann den Kühlschrank nach und nach kälter einstellen.

Ich passe meine Beleuchtungsdauer bei den Schildkröten jeden Monat an. Im Frühjahr wird die Beleuchtung immer etwas länger und zum Herbst hin wieder kürzer. Im Herbst wird außerdem die Temperatur der Wasserheizung heruntergeregelt. In einem unbeheizten Raum sinkt die Wassertemperatur dann auf etwa 17 bis 20 °C ab. Dann werden die Tiere in einer Schale mit Aquarienwasser und Eichenlaub gesetzt und in einen Kühlschrank deponiert. Ist das Gerät auf die niedrigste Stufe eingestellt, kühlt es die Tiere langsam auf 12-15 °C herunter. Je nach Art gehen dann schon in Ruhe oder man kann den Kühlschrank nach und nach kälter einstellen.

Offenbar gibt es viel über Schildkröten zu wissen. Woher bekommt ein Laie fundierte Informationen über Schildkrötenarten und ihre Haltung?

Es gibt viele Bücher über Schildkröten und sogar über Schildkröten-Futterpflanzen. Aber alle notwendigen Informationen sind auch frei im Internet verfügbar. Es gibt auch zahlreiche Interessengruppen, bei denen man sich informieren kann.

Woher bekomme ich am besten eine Schildkröte?

Einige Schildkrötenarten werden regelmäßig im Zoofachhandel angeboten. Das sind aber oft sehr groß werdende Arten wie die Hieroglyphen-Schmuckschildkröte. Vor allem solche Tiere findet man auch in Tierheimen und Auffangstationen, weil sie ihren Haltern oft nach einigen Jahren aus Platzmangel abgegeben. Eine Liste von Auffangstationen, die Tiere in gute Haltung vermitteln, gibt es auf meiner Internetseite (http://www.zierschildkroete.de/pages/auffangstationen.php). Es werden auch viele Schildkröten-Arten auch in Deutschland nachgezogen und sind bei verschiedenen Züchtern erhältlich.

Woher hattest du deine Schildkröten?

Meine erste Schildkröte, war eine Rotwangenschildkröte, die mir auf der Straße über den Weg lief. Entweder war das Tier aus einem unzureichend oder gar nicht gesichtetem Teich entwischt oder es wurde vom Halter ausgesetzt. Jedenfalls hat sich niemand gemeldet, der sie vermisst hat.

Wie viele Schildkröten hast du heute?

Ich habe 89 Schildkröten in 22 Arten. Mein Schwerpunkt liegt bei nordamerikanischen Schildkröten, insbesondere Zier-, Schmuck- und Höckerschildkröten.

Vielen Dank für das nette Gespräch.

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