Am 16. April veröffentlichte der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. spannende Zahlen zur Situation der deutschen Heimtierbranche im vergangenen Jahr. Fest steht: Trotz einer angespannten wirtschaftlichen Gesamtsituation konnte die deutsche Heimtierbranche 2024 ihren Wachstumskurs weitgehend fortsetzen. Mit einem Gesamtumsatz von rund 7 Milliarden Euro zeigte sich der Markt stabil. Besonders stark präsentierte sich das Segment der Heimtier-Fertignahrung, das mit 4,3 Milliarden Euro ein Plus von 1,3 Prozent erzielte. Auch wenn der Bereich Bedarfsartikel und Zubehör mit einem leichten Minus von 0,6 Prozent etwas rückläufig war, bleibt die Branche insgesamt auf einem hohen Niveau. Für den VDA ist diese Entwicklung ein starkes Signal: Die Tierliebe der Menschen bleibt – auch in unsicheren Zeiten – ein verlässlicher gesellschaftlicher Wert. Davon profitiert auch die Aquaristik- und Terraristikszene, wenn sie sich aktiv und zukunftsorientiert positioniert.
Aquaristik und Terraristik: Nischen mit Potenzial
Die aktuellen Zahlen zeigen: In 4 Prozent der Haushalte in Deutschland gibt es Aquarien – das entspricht etwa 2 Millionen Anlagen. Zusätzlich existieren 1,1 Millionen Terrarien sowie ebenso viele Gartenteiche mit Zierfischen. Auch wenn diese Zahlen nicht an die dominanten Haustierarten wie Katzen oder Hunde heranreichen, belegen sie doch eine stabiles Marktsegment mit treuer Zielgruppe. Besonders erfreulich ist der anhaltende Aufwärtstrend beim Zierfischfutter, das im stationären Handel einen Umsatz von 62 Millionen Euro erreichte – ein Plus von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit gehört die Aquaristik zu den wenigen Bereichen im Bedarfssegment, die 2024 zulegen konnten. Im Gegensatz dazu mussten andere Segmente – etwa Ziervögel oder Kleintiere – zum Teil deutliche Rückgänge hinnehmen.
Rückgänge bei Technik und Zubehör – ein Warnsignal?
Weniger positiv sieht es im Bereich Bedarfsartikel und Zubehör aus: Das Segment Zierfischzubehör verzeichnete einen Umsatzrückgang von 6,2 Prozent, was auf eine gewisse Kaufzurückhaltung bei größeren Anschaffungen schließen lässt. Auch im Bereich Terraristik dürfte sich dieser Trend bemerkbar machen, wenngleich differenzierte Zahlen hierzu fehlen. Für den VDA bedeutet das: Der Verband muss stärker vermitteln, wie wichtig moderne Technik für das Tierwohl ist – etwa durch bessere Filtertechnik, stromsparende Beleuchtung oder automatisierte Klimasteuerung in Terrarien. Gerade in Zeiten hoher Energiekosten sollte das Argument der langfristigen Effizienz in den Vordergrund rücken.
Aquaristik und Terraristik als Bildungsauftrag
Die Studie zeigt: Heimtiere sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen – sie werden als Familienmitglieder und Sozialpartner geschätzt. 44 Prozent der Haushalte halten ein Heimtier, besonders beliebt bei Familien und Menschen mittleren Alters. Das eröffnet für die Aquaristik und Terraristik eine große Chance, denn beide Tierhaltungsformen ermöglichen eine intensive Auseinandersetzung mit Natur, Verantwortung und Artenvielfalt – gerade für Kinder und Jugendliche. Zudem können Aquarien und Terrarien Menschen an Orten wie Krankenhäusern oder Therapieeinrichtungen, an denen Haustiere wie Hund oder Katze aus hygienischen oder rechtlichen Gründen verboten sind, viel Lebensfreude und Zuversicht schenken. Der VDA kann hier gezielt ansetzen und seine Vereine ermutigen, stärker mit Schulen, Kitas und Familienzentren zusammenzuarbeiten.
Onlinehandel wächst – Beratung bleibt gefragt
Mit 1,5 Milliarden Euro Umsatz wuchs der Onlinehandel 2024 um satte 14,9 Prozent. Doch zugleich bleibt der stationäre Zoofachhandel mit seinen Erlebnis- und Beratungsangeboten ein stabiler Pfeiler des Marktes. Das zeigt: Die Kundschaft sucht sowohl Komfort als auch persönliche Ansprache. Auch hier kann der VDA punkten – etwa mit Informationskampagnen, Beratungsangeboten und Mitmachaktionen im Rahmen von Vereinsveranstaltungen oder Messen. Vereine könnten sich zudem stärker in sozialen Medien positionieren, um jüngere Zielgruppen dort zu erreichen, wo sie sich ohnehin aufhalten.
Fazit
VDA-Präsident Jens Crueger: „Der Heimtiermarkt 2024 liefert gemischte Signale: wirtschaftlich stabil, in Teilen wachsend, aber auch mit spürbaren Herausforderungen. Für die Aquaristik und Terraristik bedeutet das: Jetzt ist die Zeit, sich als zukunftsfähige, tiergerechte und bildungsrelevante Haltungsform zu positionieren. Der VDA kann hier eine zentrale Rolle einnehmen – als Brückenbauer zwischen Fachhandel, Wissenschaft, Schulen und Familien. Wenn es gelingt, die Begeisterung für Aquarien und Terrarien in gesellschaftlich relevante Themen wie Nachhaltigkeit, Artenschutz und Bildung einzubetten, wird aus der Nische eine Stärke.“
Bilder: zzf.de