Ehrfurcht vor dem Leben – Eine ethische Verpflichtung in der Pflege von Aquarien und Terrarien

Lesezeit: 4 Minuten

370 Mal gelesen

In den Leitlinien des VDA ist zu lesen: „Ehrfurcht vor dem Leben bedeutet, jedes Lebewesen respektvoll zu behandeln, seine Bedürfnisse zu erfüllen und Verantwortung für sein Wohl zu übernehmen.“ Interessanterweise steht hinter dem Begriff „Ehrfurcht vor dem Leben“ ein ethisches Konzept, das tief in der menschlichen Verantwortung für andere Lebewesen verwurzelt ist. Der Begriff stellt eine Grundhaltung dar, die weit über die bloße Pflege von Tieren hinausgeht. Es ist eine Haltung, die den Respekt, die Fürsorge und die Verantwortung betont, die jedem Lebewesen gegenüber notwendig ist, um dessen Wohlbefinden sicherzustellen.

Der Begriff der Ehrfurcht vor dem Leben

Der Ausdruck „Ehrfurcht vor dem Leben“ wurde ursprünglich von dem deutschen Arzt und Philosophen Albert Schweitzer geprägt. Schweitzer, der 1952 den Friedensnobelpreis erhielt, verstand darunter eine universelle Ethik, die das Leben in all seinen Formen respektiert. Für Schweitzer bedeutete Ehrfurcht vor dem Leben, dass jedes Leben, ob Mensch, Tier oder Pflanze, einen intrinsischen Wert besitzt und daher respektiert werden muss. Diese Haltung verpflichtet den Menschen, Leben zu erhalten, zu fördern und zu schützen, wo immer es möglich ist.

Ehrfurcht vor dem Leben in der Pflege von Aquarien und Terrarien

In der Praxis der Pflege von Aquarien und Terrarien bedeutet Ehrfurcht vor dem Leben mehr als nur die Bereitstellung von Nahrung, Wasser und einer angemessenen Umgebung. Es erfordert ein tiefes Verständnis für die biologischen und ökologischen Bedürfnisse der gepflegten Tiere und Pflanzen. Dies beginnt mit der sorgfältigen Auswahl der Arten, die in einem künstlichen Habitat gehalten werden sollen, und umfasst die Schaffung einer Umgebung, die so natürlich wie möglich ist und den spezifischen Bedürfnissen der Tiere entspricht. Ein Aquarien- oder Terrarienhalter, der Ehrfurcht vor dem Leben praktiziert, achtet darauf, dass die Tiere nicht nur physisch gesund sind, sondern auch psychisch wohlbehalten. Das bedeutet, dass er die sozialen Bedürfnisse der Tiere berücksichtigt, ihnen genügend Raum für Bewegung bietet und die Umgebung so gestaltet, dass sie Verhaltensweisen ausleben können, die für ihre Art typisch sind.

Individuelle Verantwortung und ethische Reflexion

Die Ehrfurcht vor dem Leben verlangt eine kontinuierliche ethische Reflexion über das eigene Handeln. Wer Tiere in einem Aquarium oder Terrarium hält, übernimmt eine große Verantwortung. Diese Verantwortung erstreckt sich nicht nur auf die direkte Pflege der Tiere, sondern auch auf die Frage, ob die Haltung bestimmter Arten unter den gegebenen Bedingungen überhaupt ethisch vertretbar ist. Dies kann bedeuten, dass man sich gegen die Haltung einer bestimmten Art entscheidet, wenn man deren Bedürfnisse nicht angemessen erfüllen kann. Individuelle Verantwortlichkeit bedeutet auch, dass man sich fortlaufend weiterbildet und informiert, um den Tieren die bestmögliche Pflege zukommen zu lassen. Es erfordert die Bereitschaft, Fehler zu erkennen und zu korrigieren, sowie das Eingeständnis, dass das eigene Wissen und Können Grenzen hat.

Die globale Perspektive

Ehrfurcht vor dem Leben hat auch eine globale Dimension. Die Haltung von Tieren in Aquarien und Terrarien sollte immer im Kontext des Artenschutzes und der Erhaltung der natürlichen Lebensräume betrachtet werden. Der illegale Handel mit Wildtieren, die Zerstörung von Lebensräumen und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen sind Herausforderungen, denen sich Tierhalter bewusst sein müssen. Ein respektvoller und verantwortungsbewusster Umgang mit den Tieren in Aquarien und Terrarien kann dazu beitragen, das Bewusstsein für diese globalen Probleme zu schärfen und einen positiven Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt zu leisten.

Fazit

Ehrfurcht vor dem Leben ist eine ethische Maxime, die im Umgang mit Tieren in Aquarien und Terrarien eine zentrale Rolle spielen sollte. Sie fordert uns auf, jedes Lebewesen als wertvoll zu betrachten und seine Bedürfnisse mit Respekt und Fürsorge zu erfüllen. Diese Haltung geht über die bloße Erfüllung von Pflichten hinaus und verlangt von uns eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der Verantwortung, die wir als Halter von Lebewesen tragen. Indem wir Ehrfurcht vor dem Leben in unser Handeln integrieren, leisten wir nicht nur einen Beitrag zum Wohl der von uns gepflegten Tiere, sondern auch zum Erhalt und Schutz der natürlichen Welt insgesamt.

Textautor:
Nicolas von Lettow-Vorbeck M.A. 
VDA-Referatsleiter Medien
Pressekontakt:
Telefon: +49 157 88691949 
Facebook
Twitter
WhatsApp
Telegram
Email

Wissenstransfer in den VDA-Vereinen – Gemeinsam Wissen bewahren und weitergeben

Trend: Warum ist Aquascaping seit Jahren so populär?

Nostalgie: War in der Welt der Aquaristik und Terraristik früher alles besser?

3 Monate GRATIS Mitgliedschaft für DICH!

Komm bis 1. Oktober zum VDA und zahle bis 01.01.2024 keinen Mitgliedsbeitrag.

Werden Sie Mitglied im VDA!

Möchten Sie die Vivaristik gemeinsam voranbringen und eine echte Gemeinschaft mit Gleichgesinnten erleben? Dann sollten Sie jetzt dem VDA beitreten! Es lohnt sich!