Das ZZF-Forum der Heimtierbranche 2025 (Thema: „Wie wir unsere Kunden zu Fans machen“) hat einmal mehr bewiesen, wie dynamisch und vielfältig sich die Welt rund ums Heimtier entwickelt. Zwei Tage lang präsentierten Unternehmen, Verbände und Experten aus dem deutschsprachigen Raum innovative Ideen, neue Denkansätze und spannende Visionen. Auch Matthias Wiesensee, VDA-Vizepräsident (Marketing), war vor Ort: „Die Vorträge hatten viele Analogien zum VDA“, sagt er. „Wir als Verband können hier viel reflektieren – der Dialog ist wichtig.“ Ein gutes Beispiel: Aquatrend aus der Schweiz. Der Inhaber Christoph Silberschmidt stellte auf dem ZZF-Forum sein Unternehmen vor. Aquatrend verkauft Aquarien, Fische und Aquascaping-Produkte – aber eben nicht einfach im klassischen Zoofachhandel. „Im Geschäft stehen Luxusmöbel, es sind Bilder aufgehängt – mit dem Ziel, dass sich die Kunden in diesem Ambiente einfach wohlfühlen“, berichtet Wiesensee. Die Ladengeschäfte werden zu Erlebnisoasen. Orte, an denen sich Menschen gern aufhalten – und bei denen das Produkt fast zur Nebensache wird. Diese Idee lässt sich auch auf die Welt der Vereine übertragen. Wiesensee: „Auch wir bieten den Menschen das, was sie lieben – das Hobby Aquaristik in all seinen Facetten. Börsen, Veranstaltungen, Gemeinschaft: Unser Verband kann sich zum zentralen Treffpunkt für die Vivaristik entwickeln.“
Wohlfühlen als Erfolgsfaktor
Der Vortrag von Daniel Schnödt (Geschäftsführer Teamscio) widmete sich Co-Working-Spaces – Orte, an denen Arbeit, Freizeit und Begegnung neu gedacht werden. Auch Heimtiergeschäfte könnten künftig in diese Richtung gehen und gleichzeitig Synergien mit anderen Firmen nutzen. Für Wiesensee steht fest: „Wenn Kunden sich gerne an Orten aufhalten, dann entsteht Bindung – und das lässt sich auch auf Vereine und Verbände übertragen.“ Weitere Denkanstöße kamen von Nathalie Gamain, Generalsekretärin der European Pet Organization (EPO). Sie betonte, wie sich die politische Kommunikation verändert hat. Non-Profit-Organisationen arbeiten zunehmend daran, Positivlisten zu platzieren und das Heimtier-Thema aus der Ecke der Nutztierhaltung herauszuholen. Ein Anliegen, das auch dem VDA vertraut ist: die private Haltung, der Erhalt von Arten, die Rolle des Individuums – all das braucht Raum und Sichtbarkeit.
Communities werden immer wichtiger
Besonders eindrucksvoll war für Wiesensee auch der Vortrag von Florian Schalke. Er ist der International Public Affairs Lead von Zoetis, einem führenden Hersteller für Heim- und Nutztiermedikamente. „Sie haben herausgestellt, wie positiv der Einfluss von Heimtieren ist – egal ob in Altenheimen, Pflegeheimen oder Therapieeinrichtungen.“ Das Tier als Bindeglied, als Helfer in einer alternden Gesellschaft – auch das sollte mehr Gehör finden.
Am zweiten Tag beeindruckte der Auftritt von Jan Wittmann, dem Geschäftsführer von Dogorama. Die App bringt Hundebesitzer zusammen, ermöglicht Gassi-Verabredungen und bietet praktische Funktionen wie einen Giftköder-Radar. „Rund 900.000 Menschen nutzen die App – sogar Ehen sind daraus schon entstanden“, sagt Wiesensee mit einem Lächeln. Doch hinter der charmanten Idee steckt ein ernstzunehmender Community-Gedanke. „Der Geschäftsführer erklärte, wie man Communities monetarisieren kann – aber eben nicht gegen den Willen der Community. Das fand ich stark.“ Auch der VDA ist für ihn eine solche Gemeinschaft. „Wir können unseren Mitgliedern nichts diktieren. Der VDA ist wie eine wabernde Masse – wir können sie nur mitnehmen, nicht steuern.“
Urbanität braucht Heimtiere
Ein weiteres Thema: Fake-Bewertungen im Netz. Der Rechtsanwalt Dr. Oliver Stegmann zeigte auf, wie Unternehmen den Markt durch gekaufte Meinungen manipulieren – und wie man rechtlich dagegen vorgehen kann. Doch noch wichtiger ist laut Wiesensee: „Eine gesunde Community reguliert sich selbst. Genau das sollte auch unser Anspruch als Verband sein.“ Zum Abschluss ging es um Urban Farming, Katzenfutter mit Zusatznutzen – und vor allem um die Frage, wie der Heimtierbereich auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren kann. Gerade im urbanen Raum sei die Bedeutung von Tieren besonders hoch. „Hier steckt viel Kaufkraft, hier wächst der Markt, hier werden viele Bedürfnisse befriedigt“, so Wiesensee. Sein Fazit fällt klar aus: „Das ZZF-Forum ist die große Gelegenheit im deutschsprachigen Raum, um zu netzwerken, sich mit Branchenteilnehmern auszutauschen und tollen Vorträgen zu lauschen. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr.“
Foto: Matthias Wiesensee