Da wollte man am Brombachsee einfach nur schwimmen, chillen und das Leben genießen – und dann kommt ER. Zwei Meter lang, 90 Kilo schßwer, mit Barteln und Biss. Kein Hai, kein Krokodil, sondern: ein Wels. Und nicht irgendeiner, sondern einer, der offenbar beschlossen hatte, dass die Schwimminsel ihm gehört. Ergebnis: fünf leicht verwirrte Badegäste mit Zahnabdrücken und ein Fisch, der von der Polizei erschossen wurde. Kein Witz. Willkommen in Deutschland, Sommer 2025.
Wels oder Wahnsinn – was ist da passiert?
Die Polizei spricht von einem „ungewöhnlich aggressiven Verhalten“. Der Wels habe mehrfach gebissen, sei immer wieder auf Menschen zugeschwommen und habe sich nicht verscheuchen lassen. Was wie die Einleitung zu einem Tierhorrorfilm klingt, hat wohl ganz harmlose Gründe: Experten vermuten, dass der Fisch ein Nest verteidigt hat. Ja, richtig gelesen – auch ein Wels kann ein fürsorglicher Vater sein. Und wenn dann plötzlich dauernd Leute auf seiner Kinderstube herumplanschen, kann man schon mal die Geduld verlieren. Der Wels wollte also vielleicht gar nicht „angreifen“ – er wollte einfach nur seine Ruhe. Und wer schon mal an einem Samstagvormittag versucht hat, im Supermarkt an der Wursttheke sein Baby vor dem Rempler der Mitmenschen zu retten, wird Verständnis haben.
Groß, glitschig, gefährlich? Eine Imagekrise mit Barteln
Welse haben’s nicht leicht. Sie sind riesig, schleimig und sehen ein bisschen aus wie ein griesgrämiger alter Mann. Erschwerend hinzu kommen Geschichten von angeblich verschluckten Dackeln. Dabei sind Welse vor allem eines: faszinierend. Sie sind klug, anpassungsfähig und wichtige Regulatoren im Ökosystem. Ein See mit Welsen ist kein Horrorstreifen aus Hollywood, sondern ein funktionierendes Gewässer.
Die Kugel kam aus der Dienstpistole
Dass der Fisch erschossen wurde, klingt grotesk – ist aber tatsächlich passiert. Der Badebereich war gesperrt, die Wasserwacht alarmiert, zwei Angler wurden hinzugezogen, die Polizei kam – und der Wels ging. Für immer. Und das alles, weil ein Wildtier getan hat, was Wildtiere eben manchmal tun: Es hat sich ungewöhnlich verhalten. Dass dieses Verhalten vermutlich instinktiv war und nicht persönlich gemeint, ging in der Eile wohl unter. Vielleicht hätte ein gut informierter Naturfreund dem Tier sogar einen Namen gegeben und ihn mit einem Kescher umgesiedelt. Stattdessen: SEK-Einsatz unter Wasser.
Der Wels und wir – eine schwierige Beziehung
Dass große Fische in warmen, nährstoffreichen Gewässern heute häufiger vorkommen, ist kein Zufall. Der Klimawandel verändert unsere Seen, und wärmeliebende Arten wie der Wels profitieren davon. Mehr Futter, mehr Wärme, mehr Nachwuchs – mehr Bartelmonster. Aber anstatt bei jedem Wels XXL gleich Panik zu schieben, sollten wir lieber fragen: Wie gestalten wir unsere Badeseen so, dass Mensch und Fisch friedlich koexistieren können? Der erschossene Wels war kein mutierter Superbösewicht. Er war einfach ein großer, alter Fisch, der die meiste Zeit seines Lebens vermutlich still und friedlich durch den See gezogen ist. Dass sein Ende durch eine Dienstwaffe besiegelt wurde, sagt weniger über ihn aus – als über uns. Denn während der Wels versuchte, seine Brut zu schützen, versuchte der Mensch, den perfekten Sommertag zu retten. Es ist nicht überliefert, ob der Fisch noch ein letztes „Glubsch“ gemacht hat. Aber sicher ist: Er hätte einen besseren Abgang verdient.
Weniger Drama, mehr Wissen
Der VDA plädiert – bei aller Komik – für einen bewussteren Umgang mit unserer Umwelt. Nicht jeder Schnapp von unten ist gleich ein Angriff. Und nicht jeder Fisch, der groß ist, ist gefährlich. Wenn wir lernen, Lebensräume zu respektieren – egal ob Aquarium, Teich oder Badesee – ersparen wir uns künftige Schießübungen im Wasser. Also: Beim nächsten Badetag ruhig mal einen Blick unter die Wasseroberfläche riskieren – und sich daran erinnern, dass man nicht allein ist im See. Vielleicht schwimmt da unten einer mit Bart, der nur seinen Job macht.