Prof. em. Dr. rer. nat. habil. Dr. h.c. Günther Hans Wenzel Sterba (20.05.1922 – 16.06.2021)
Die Aquaristik hat eine Ikone und der Verein Nymphaea Leipzig 1892 e.V. sein hoch geschätztes Ehrenmitglied verloren. Kurz nach Vollendung seines 99. Lebensjahres ist Prof. Sterba verstorben.
Welcher ernsthafte Aquarianer kennt sie nicht, sie sind Standardwerke der Aquaristik. Gemeint sind die Bücher „Aquarienkunde“, 1954 und 1955 in zwei Bänden – Band 1 mit den Themen Aquarien-Technik, Biologie, Ökologie u. Anatomie der Fische, Band 2 Fischkrankheiten, Aquarien- und Paludarienpflanzen; Korallenfische – erschienen. Später wurden sie zu einem Band zusammengefasst. Die letzte Auflage erschien 1988. 1957 erarbeitete er sein zweites Werk „Süßwasserfische der Welt“. Die 5. Auflage wurde 1987 herausgegeben. Die Bücher erschienen nicht nur in der DDR, sondern auch im – damaligen – westlichen Ausland wie England oder USA und trugen wesentlich zu seiner Bekanntheit in der Aquaristik bei.
Prof. Sterba hatte nach dem Kriegsdienst und einer Verwundung zuerst in Prag, später in Jena mit dem Studium der Humanmedizin begonnen und sich dann im Zweitstudium der Biologie zugewandt. An der Universität Jena begann er auch seine akademische Karriere als Hochschuldozent. Nach der Berufung an die damalige Karl-Marx-Universität Leipzig übernahm er die Professur für Zoologie und Tierphysiologie und wurde 1964 Direktor des Zoologischen Instituts. !987 wurde er emeritiert.
Prof. Sterba ist Mitglied und Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften. 1971 verlieh ihm die Universität Utrecht die Ehrendoktorwürde.
Das Hauptarbeitsgebiet seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war die Neuroendokrinologie. Hierzu schreibt Prof. Sterba (Sterba, 2017):
„Bei manchen meiner späteren Einladungen als Neuroendokrinologe kam in den ehrenden Worten zur Begrüßung auch die Bemerkung vor, dass es in Deutschland auch einen Fischkundigen namens Sterba gäbe. In meine Dankesworte habe ich dann manchmal eingeflochten, „mit der rechten Hand schreibe ich akademisch, mit der rechten und linken Hand versuche ich mich in der Aquarienliteratur, die linke Hand allein ist mir Reserve für die schönen Zufälle des Lebens“.“
Mehrere Fischarten wurden nach Prof. Sterba benannt. Die aquaristisch bekannteste Art sollte der Panzerwels Corydoras sterbai sein.
Das zeigt seine Bekanntheit nicht nur als Naturwissenschaftler, sondern auch als Aquarianer. Seit frühester Kindheit hatte er sich mit Fischen beschäftigt und sich auch als anerkannter Wissenschaftler ein Herz für die Aquarianer bewahrt.
Prof. Sterba wurde nach seiner Berufung an die Universität in Leipzig Mitglied der damaligen Fachgruppe Aqua West, einem der Gründungsmitglieder der heutigen Nymphaea Leipzig 1892 e.V. In Folge der Wende war in den Leipziger Fachgruppen ein normales Vereinsleben nicht mehr möglich. Die Mitglieder liefen scharenweise davon. Der einzige Weg war 1992 der Zusammenschluss der vier Leipziger Fachgruppen zur „neuen“ Nymphaea. Gerade in dieser schweren Zeit hatte uns Prof. Sterba mit Geld- und Sachspenden sehr unterstützt. Der Unterzeichnende kann sich bestens daran erinnern, dass er angeboten hatte, dem Verein Briefpapier und Umschläge mit einem Vereinslogo und dem Vereinsnamen zu spenden. Nachdem sich im Verein niemand gefunden hatte, der in der Lage war, ein solches Logo zu kreieren, fertigte er es selbst an. Den von ihm entworfenen Briefkopf nutzen wir noch heute.
Bis zuletzt hielt er Kontakt zu „seinem“ Verein. So ließ er es sich nicht nehmen, an den Feiern zum 110. Und 125. Vereinsjubiläum teilzunehmen. Zahlreiche Gäste nutzten die Gelegenheit, seine Aquarienbücher signieren zu lassen. Auch unsere traditionellen Grillabende in Juni oder Juli besuchte er häufig und überraschte uns mit diversen Getränken. Im Bild ist er mit Willi Schönleber Vorsitzender der Aquarien- und Terrarienfreunde Hohenlohe e.V. zu sehen, mit denen wir 2013 unser Grillfest gemeinsam gefeiert hatten.
Wir werden seiner stets ehrend gedenken.
Literatur:
Breitfeld, Klaus (2002): Prof. em. Dr. rer. nat. habil. Dr. hc. Günther Sterba; Festschrift zum 110. Vereinsjubiläum des Aquarienvereins Nymphaea Leipzig 1892 e.V., 29 – 31
Sterba, G. : Unser Ehrenmitglied Prof. Dr. Dr. Sterba, Festschrift zum 125. Vereinsjubiläums des Aquarienvereins Nymphaea Leipzig 1892 e.V., 38- 39
Zarske, A., K. Breitfeld& F.J. Obst (1997): Zum fünfundsiebzigsten Geburtstag von Prof. Dr. habil. Dr. h.c. Günther Sterba; Zool. Abh. Mus. Tierkd. Dresden 49 (1997), 153 – 154
Dr. Rainer Hoyer
Vereinsvorsitzender