Comeback einer unscheinbaren Art: 500 junge Steinkrebse im Aspeler Bach ausgesetzt

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Bei Niederfell an der Mosel hat die Naturschutzbehörde SGD Nord rund 500 junge Steinkrebse in den Aspeler Bach eingesetzt. Die einheimische Krebsart ist in Deutschland stark bedroht. Gründe dafür sind invasive Arten wie der eingeschleppte Signalkrebs, die Krebspest – eine Pilzerkrankung – sowie steigende Wassertemperaturen durch den Klimawandel und verbaute Uferbereiche. Steinkrebse werden nur etwa acht Zentimeter groß und sind auf kühle, saubere und strukturreiche Gewässer angewiesen. Ihre Rückkehr gilt als wichtiger Indikator für gesunde Fließgewässer.

Zucht unter aufwendigen Bedingungen

Damit die Tiere überhaupt wieder angesiedelt werden können, ist ein komplexes Zuchtverfahren notwendig. Im Herbst werden Elterntiere aus Bächen gefangen und in einen geschützten Teich in Koblenz gebracht. Nach der Winterruhe werden die eiertragenden Weibchen eingesammelt, und ihre Eier in eine Aufzuchtstation nach Schleswig-Holstein gebracht. Dort werden sie künstlich bebrütet und mehrere Monate ohne Fressfeinde aufgezogen. Anschließend erfolgt der Rücktransport nach Rheinland-Pfalz, wo die jungen Krebse ausgesetzt werden. Dieses Verfahren wird seit 2023 jährlich wiederholt und vom Umwelt-Campus Birkenfeld wissenschaftlich begleitet. Ziel ist es, eine stabile, sich selbst erhaltende Population in der Region aufzubauen.

Bedeutung für das Ökosystem

Steinkrebse übernehmen in Gewässern eine wichtige Aufgabe: Sie fressen abgestorbene Pflanzenreste und Aas und tragen so dazu bei, dass Bäche und Flüsse sauber bleiben. „Je größer die Arten- und Lebensraumvielfalt ist, desto stabiler sind Ökosysteme. Jede Art hat ihre Aufgabe“, erklärte Klimaschutzministerin Katrin Eder bei der Aussetzung in Niederfell. Die Aktion ist daher weit mehr als eine biologische Maßnahme: Sie ist ein deutliches Signal für gelebten Biotop- und Artenschutz.

Ehrenamt und Verantwortung

Damit die jungen Steinkrebse gute Überlebenschancen haben, sind saubere Gewässer entscheidend. Hier leisten sogenannte Bachpaten einen wichtigen Beitrag. Sie befreien die Bäche regelmäßig von Müll, achten auf Wasserqualität und schützen die Lebensräume der Tiere. In diesem Jahr hat der NABU Koblenz die Bachpatenschaft am Aspeler Bach übernommen. Ministerin Eder betonte: „Das nördliche Rheinland-Pfalz hat für den Steinkrebs eine besondere Bedeutung. Hier kommen noch stabile Bestände dieser seltenen Art vor. Damit hat unsere Region eine Schlüsselrolle für sein Überleben.“

Ein starkes Zeichen für den Artenschutz

Mit der Wiederansiedlung der Steinkrebse zeigt Rheinland-Pfalz, dass sich aufwendige Zucht- und Schutzmaßnahmen lohnen. Der dritte erfolgreiche Besatz in Folge ist ein Schritt hin zu einer stabilen Population. Er verdeutlicht, dass selbst unscheinbare – in den Medien leider kaum thematisierte – Arten wie der Steinkrebs unverzichtbar für das ökologische Gleichgewicht sind – und dass konsequenter Artenschutz wirksam ist. Jede Art erfüllt eine Funktion im Ökosystem. Geht sie verloren, entstehen Lücken, die das gesamte Gefüge ins Wanken bringen können. Darum ist nicht nur der praktische Artenschutz entscheidend – ebenso wichtig ist es, darüber zu sprechen. Nur was bekannt ist, kann auch geschützt werden. Für den VDA bedeutet das konkret: Mitglieder sollten ihr Engagement für Artenschutz sichtbar machen. Ob durch Vereinsprojekte, Zuchtprogramme oder Öffentlichkeitsarbeit – jede Maßnahme zeigt, dass Artenschutz kein Randthema ist, sondern unsere Lebensgrundlagen sichert. Eine informierte Öffentlichkeit erkennt den Wert dieser Arbeit und unterstützt sie.

Foto: Herwig Winter / CC BY-SA 4.0

Textautor:
Nicolas von Lettow-Vorbeck M.A. 
VDA-Referatsleiter Medien
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