Bei und in der Grundschule gibt es für Kinder der dritten Klasse ein Anti-Aggressionstraining. Die Kinder werden darin an eine gewaltfreie Kommunikation herangeführt. Warum das nötig ist? Weil wir schlechte Vorbilder sind! Und das nicht nur zu Hause, sondern auch im Verein. Eine bisschen Selbstreflexion.
Die Wolfssprache
Rosenberg bezeichnet die Wolfsprache oder Herrschaftssprache als Quelle der Gewalt. Sie ist in unserer Erziehung verankert.
Unsere Sprache ist geprägt durch Kritik, Strafe, Drohung, Bewertung, Forderung und Manipulation, aber auch durch Analyse, Interpretation, Komplimente, Lob und Belohnung.
Gutes Verhalten wird belohnt, schlechtes Verhalten bestraft. Regeln müssen beachtet werden, Anweisungen werden weitergegeben, die Verantwortung für eigens Handeln innerhalb der Befehlskette wird verleugnet.
Der Wolf steht symbolisch für Aggression und Gewalt.
Charakteristisch für die Wolfssprache sind negative, verletzende, drohende, vorwurfsvolle und beleidigende Formulierungen.
Typische vorwurfsvolle Formulierungen im Vereinsleben lauten zum Beispiel so:
– „Warum sollten wir euch unterstützen? Ihr helft uns doch auch nie.“
– „Es sind immer Dieselben, die arbeiten. Die Meisten konsumieren hier nur das Angebot.“
– „Ihr braucht auch doch gar nicht wundern, dass …“
– „Das ist doch wieder mal typisch. Der schmückt sich doch ständig mit fremden Federn!“
Drohungen klingen so oder so ähnlich:
– „Wenn das hier nicht so läuft, wie ich mir das Vorstelle, dann macht ihr euren Scheiß bald allein.“
– „Wenn ihr das so macht, braucht ihr euch nicht wundern, wenn euch jemand verklagt.“
Ein Paar Beleidigungen zum Schluss:
– „Den kannst du das nicht machen lassen, der ist zu blöde dazu.“
– „Es ist ja toll, dass du dir so viel Mühe gegeben hast, aber wir wollen das lieber alles ganz anders haben.“
– „Also bevor der das macht, mache ich das lieber selbst.“
Diese Formulierungen bauen beim Gegenüber schlechte Stimmung auf, tragen aber in keinem Fall zu einer Verhaltensänderung oder einer Verbesserung der Situation bei.
Sie spiegeln allein die Wut, Frustration und Aggression des Sprechers wieder.
Sie zeigen aber auch eine ganz strenge hierarchische Struktur auf: Wir hier oben und ihr da unten! Wir geben den Ton an und ihr folgt! Wer möchte denn da noch mitmachen?
Die Giraffensprache
Die Giraffe symbolisiert in dem Bild von Marshall Rosenberg mit ihrem langen Hals den Überblick zu haben und steht für aktives Zuhören und eine lebende Kommunikation. Die Giraffensprache trennt zwischen Beobachtung und Bewertung, in dem sie die eigenen Gefühle und die des Gesprächspartners berücksichtigt. Sie drückt aus, wie sich der Sprecher fühlt, ohne andere zu beleidigen. Die Ausdrucksweise ist konstruktiv.
– „Mich stört, dass du jetzt von mir verlangst, dass ich dir helfe, obwohl du mich nicht bei meiner letzten Veranstaltung unterstützen wolltest.“
– „Wir würden uns freuen, wenn euch andere ihre Ideen mit einbringen und am Aufbau helfen.“
– „Vielleicht bekommt ihr mehr Unterstützung, wenn ….“
– „Es stört mich, dass du bei der Vorstellung unseres Projekts die beteiligten Personen nicht genannt hast.“
Diese Formulierungen sind nicht ausschließlich vorwurfsvoll und transportieren nicht nur Ablehnung und Unzufriedenheit, sondern zeigen dem Empfänger der Botschaft auch, was er besser machen könnte und geben zumindest die Möglichkeit eine entschuldigende Antwort zu geben.
Wer sich um gute Zusammenarbeit bemüht, setzt auch kein Ultimatum und droht nicht!
Vereinsleben bedeutet etwas gemeinsam zu machen und gemeinsam stolz darauf zu sein.
Soziale Kompetenz drück sich auch dadurch aus, dass für Jeden im Verein eine geeignete Arbeit gefunden werden kann, die er oder sie zur Zufriedenheit aller alleine oder mit Hilfe erledigen kann. Beispielsweise lassen sich Kinder integrieren, in dem sie Stühle und Bänke aus einem Lager zu holen, Luftballons aufzublasen, auf jeden Platz einen Ausdruck mit der Tagesordnung auslegen, beim Falten von Servietten helfen oder Werkzeuge und Material anreichen.
Kleinigkeiten müssen nicht vom Vorsitzenden selbst erledigt werden, auch wenn es eigentlich keine Mühe macht.
Es kann auch jemand anderes die Pappbecher verteilen und die Wurst auf dem Grill wenden oder Waffeln backen.
Bei der Planung von Veranstaltungen ist es ein besserer Weg zu fragen, wer etwas beisteuern kann, als sich einen Plan zu machen und dann nach jemandem zu suchen, der die Arbeitwn übernimmt.
Zum einen erhöht es die Bereitschaft mitzumachen, wenn man selbst mitgestalten kann, und zum anderen kommen eventuell neue publikumswirksame Ideen dazu, die eine größere Zielgruppe ansprechen. Vielleicht bietet dann jemand Kinderschminken für das Sommerfest an oder jemand kann das Glücksrad aus den Beständen der freiwilligen Feuerwehr ausleihen. Ein anderer kann vielleicht eine Modellboot-Regatta organisieren oder ein Bade-Entchen-Rennen am Bach.
Der Sinn des Vereinten im Verein, ist sich gegenseitig neue Impulse zu geben und sich positiv zu bestärken.
Grundlage dafür ist ein fairer Umgang mit einander und eine Kommunikation auf Augenhöhe.